Die Arbeit an der Longe ist eine
Kunst für sich, hat den Sinn die Biegung und die
Schiefe des Pferdes zu verbessern. Richtig ausgeführt
erleichtert sie uns die Ausbildung des Pferdes.
Sinnvolles longieren braucht wenig Zeit. Nur mit Kappzaum
(ohne auszubinden), wird durch die richtige Stellung und
Anlehnung die Biegung und die Balance erarbeitet, somit
die Schiefe korrigiert. Jegliches longieren ohne Stellung
und Anlehnung an die Longe hat keinerlei Einfluss auf
die Korrektur der Schiefe.
In ruhigem Tempo kann das Pferd auch
auf einem kleinen Kreis schreiten, übertreten oder
traben, entgegen der landläufigen Mythen ist dies
nicht schädlich für den gesunden Bewegungsapparat
des Pferdes. Da gezielt auf die Biegung eingewirkt werden
kann, reichen auch 5-10 Minuten auf jeder Seite. Ein
30-45 Minuten langes herum rennen ist nicht nötig.
Wichtig ist jedoch die Stellung ohne die es ja bekanntlich
keine Biegung gibt.
In der Praxis sind eng verschnürte
Pferde, die im Renntempo um den Longierenden rennen
die Regel. Auch wenn der Kreis groß ist verschleißt
dies das Pferd, da enorme Kräfte durch das Tempo
an den Gelenken der Pferde wirken und weiterhin die
fehlende Biegung in Bewegungsrichtung ein schräges
Abrollen des Hufes bewirkt. Außerdem verliert
das Pferd die Möglichkeit der natürlichen
Ausbalancierung und eines Sich-frei-machens, wenn es
eine Dehnung noch nicht halten kann.
Durch Ausbinden wird die Muskulatur des Pferdes verspannt,
nicht entspannt. Jeder von uns kennt das Gefühl
wenn wir zu lange z.B. auf einem abgewinkelten Bein
gesessen haben, danach sind die Muskeln steif, schmerzhaft
und wir können uns kaum bewegen. Einem Pferd geht
es genauso, wenn es in eine unnatürliche Form gezogen
und festgezurrt wird. Oft sehe ich Pferde die nach so
einer Prozedur im wahrsten Sinne des Wortes kaum noch
laufen können und die Besitzer sich wundern warum
das Pferd, mehr oder weniger schnell, irgendwann zum
Lahmen beginnt.
Auch das sehr beliebte Longieren am
Halfter ist nichts weiter als eingeschränktes freilaufen
lassen, da keinerlei Einwirkung auf Stellung und Biegung
möglich ist und die Pferde in ihrer natürlichen
Schiefe oder in Außenstellung weiterlaufen können.
Arbeit am Zügel dient dem Pferd zum Erlernen und
zur Vorbereitung auf die Seitengänge, zum Lösen
vor dem Reiten aber auch zur Dominanzarbeit. Der Reiter
geht ca. auf Schulterhöhe neben dem Pferd.
Mit der Arbeit am Langzügel kann
begonnen werden, wenn die Pferde schon eine gewisse
Gymnastizierung in Stellung und Biegung kennen. Sie
ist eine tolle Abwechslung für die Pferde und ein
guter Spiegel für das Verhältnis von Reiter
und Pferd. Der Reiter geht entweder an der Hinterhand
oder mit längerem Zügel deutlich hinter dem
Pferd.
Die Doppellonge ist sehr nützlich
zum Aufbau bei verletzten, schwierigen oder unreitbaren
Pferden. Das Pferd kann, wie in Anlehnung unter dem
Reiter, gestellt und gebogen werden. In Kombination
mit Cavaletti ist die Doppellongenarbeit besonders wirkungsvoll
für die Rückentätigkeit.
Gerne können auch Gymnastik-Sprünge bis zu
einer Höhe von 80 cm eingebaut werden, sowohl and
der Longe/Doppellonge sowie unter dem Reiter.
Dominanztraining
durch einfache Übungen an Führstrick und Longe
mit folgenden Zielen ist sinnvoll:
Führkultur,
wo und wie führe ich mein Pferd. Wie kann ich dadurch
meinen Rang verbessern?
Die Sprache der Pferde,
was drückt mein Pferd aus? Wie erkenne ich was
mein Pferd mir mitteilt. Wie muss ich reagieren?
Wie viele und welche Informationen
braucht mein Pferd um mich zu verstehen?
Liebe zum Pferd wird oft missverstanden, rüpelhaftes
oder gefährliches Verhalten wird nicht geahndet
oder im schlimmsten Fall sogar noch belohnt. Der Umgang
mit dem Pferd birgt immer ein Risiko, daher sollte feststehen
wer der Chef ist. In jeder Herde gibt es eine klare
Rangordnung, welche auch vehement mit beißen und
schlagen verteidigt wird, falls nötig. Dessen sollte
sich der Pferdebesitzer immer bewusst sein!
Pferde setzen sich nicht gemütlich bei einem Glas
Rotwein zusammen und besprechen ihre Probleme in Ruhe.
Das Pferd sollte nicht vermenschlicht werden, es muss
wissen, dass der Besitzer es ernst meint und ruhig aber
bestimmt in seine Grenzen verwiesen werden. Dies hat
nichts mit Brutalität zu tun, sondern mit Konsequenz.
Ein Pferd merkt sofort wenn der Mensch unsicher ist.
Die Freundschaft die wir
alle suchen, kommt mit der Sicherheit, den Regeln und
den ( konsequenten ) Kommandos, die wir unserem Pferd
geben.